Wissenschaftsrat veröffentlicht Stellungnahme zur klinischen Forschung in Österreich

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Für die medizinischen Universitäten und Kliniken wird es immer schwieriger, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden: Forschung, Ausbildung sowie das alltägliche Geschäft, PatientInnen bestmöglich zu versorgen, zählen zu ihren Aufgaben. Einen wesentlichen Stellenwert in diesem Geflecht hat die klinische Forschung im Rahmen von Studien. Diese können allerdings nur dann internationale Standards erfüllen, wenn Ressourcen in Form von Technologien, Infrastrukturen und hochqualifiziertem Personal zur Verfügung stehen. Dies muss in einem ausgewogenen Verhältnis zu den beiden anderen Bereichen, Ausbildung und klinische Versorgung stehen und im besten Fall von einem in den anderen übersetzt werden können. Keine leichte Aufgabe also.

Empfehlungen

Der Wissenschaftsrat analysierte die gegenwärtige Situation in Österreich. In den abschließenden Empfehlungen des soeben erschienenen Berichts, benennt er jene strukturellen und inhaltlichen Faktoren, die förderlich oder hemmend für die Bewältigung dieser Herausforderung sowie die Weiterentwicklung einer exzellenten Universitätsmedizin in allen angesprochenen Bereichen sind. Darunter fallen unter anderem die Förderung von qualifiziertem wissenschaftlichem Nachwuchs für die klinische Forschung, die Abfederung und angemessene Abgeltung der stetig steigenden Leistungen von Universitätsambulanzen und die bessere Übertragung von Grundlagenforschung in die klinische Forschung und vice versa.

Biomedizinische Grundlagenforschung

Klinische Forschung umfasst lt. Wissenschaftsrat auch die biomedizinische Grundlagenforschung. Mit dieser besonders zukunftsträchtigen Ausrichtung beschäftigt sich Open Science bereits in zwei Projekten zu personalisierter Medizin und Genomsequenzierung. Grund genug um hier stärker ins Detail zu gehen.

Das Potential der biomedizinischen Grundlagenforschung liegt in den unterschiedlichsten Herausforderungen der gegenwärtigen medizinischen Versorgung und Vorsorge. Als Beispiel dafür wurde die Verträglich- und Wirksamkeit von Therapieverfahren, aber auch eine neuartige Behandlung von Infektionskrankheiten, wie Hepatitis C genannt.

Neue Technologien gemeinsam nutzen

Neue Technologien, wie Next Generation Sequencing (NGS), haben das Voranschreiten der personalisierten Medizin beschleunigt, sind aber auch kosten- und bedienungsaufwändig. Deshalb wird in diesem Zusammenhang empfohlen, Core Facilities auf regionaler und nationaler Ebene einzurichten, von denen verschiedene Arbeitsgruppen profitieren können.

Zusammenarbeit mit Biobanken

Auch die enge Zusammenarbeit mit Biobanken, als essentielle Forschungsinfrastrukturen  zur Lagerung und statistischen Auswertung von Gewebs- und Blutproben, wird betont. Durch deren Vernetzung innerhalb von Österreich und auch europaweit im Biobankennetzwerk BBMRI, wurden dafür bereits sehr gute Voraussetzungen geschaffen.

Koordinierung klinischer Studien

Die Wichtigkeit von qualitativ hochwertigen und in die Praxis überführbaren klinischen Studien wurde bereits betont. Essentiell dafür sind ebenfalls Zentren, in denen diese sowohl koordiniert als auch fachgerecht geplant, vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet werden können. Die jeweiligen Koordinierungszentren der Universitäten Wien, Graz, Innsbruck und des Clinical Research Center haben sich bereits zum KKS-Netzwerk Österreich zusammengeschlossen.

Förderung der Bioinformatik

Personalisierte Medizin ist ohne Einbindung modernster Informationstechnologien zum Zusammenbringen unterschiedlicher Daten der PatientInnen nicht denkbar. Diese essentielle und herausfordernde Aufgabe kann nicht von allen Universitäten im gleichen Maß geleistet werden. Deshalb wird dringend angeraten, Forschung, Entwicklung und Ausbildung in diesem Bereich weiter voranzutreiben und die jeweils damit betrauten Institutionen stärker zu fördern und miteinander zu vernetzen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die erst in jüngster Zeit installierte österreichische Bioinformatik Plattform.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Hauptaugenmerk der Empfehlungen in diesem Bereich auf einer stärkeren Bündelung von Ressourcen liegt, was in erster Linie durch die bessere Vernetzung unterschiedlicher Institutionen und Koordination einzelner Forschungsvorhaben über die Einrichtung von Zusammenschlüssen und Plattformen erreicht werden kann.

Originalbericht: http://www.wissenschaftsrat.ac.at/news/Endversion_Klinische%20Forschung%20in%20Oesterreich.pdf

 

BG, 17.11.2016