21.07.2021
Wahr oder falsch: Romanesco – eine Kreuzung aus Karfiol und Brokkoli?
Der Romanesco mit seiner wunderschönen, spiraligen Blütenanordnung ist ein wahres Wunder der Natur. Es handelt sich dabei um keine Kreuzung aus Karfiol (Blumenkohl) und Brokkoli, sondern um eine auf den Karfiol zurückgehende Züchtung. Die charakteristische Wuchsform des Romanescos kommt durch eine Störung bei der Blütenbildung sowie eine veränderte Wachstumsdynamik zustande. Die bESSERwisser berichten.
Karfiol, Brokkoli und Romanesco zählen zur botanischen Familie der Kreuzblütengewächse. Bei allen drei Gemüsesorten werden die noch nicht voll entwickelten Blütenstände gegessen. Diese stehen in einem Kopf als „Röschen“ zusammen und bestehen aus mehreren kleinen Blütenknospen. Diese Gemüse werden daher auch als Blüten- oder Knospengemüse bezeichnet.
Romanesco: Keine Kreuzung aus Karfiol und Brokkoli
Mit seinen spitz zulaufenden, türmchenförmigen Röschen mutet der Romanesco beinahe schon ein wenig futuristisch an. Aufgrund seiner speziellen Blütenanordnung ist er auch als Minarett- oder Türmchenkohl bekannt. Das wohlschmeckende und gesunde Gemüse wird meistens gekocht gegessen und übertrifft mit seinem Gehalt an Vitamin C den Karfiol.
Sein Aussehen verleitet zu der Annahme, dass es sich beim Romanesco um eine Kreuzung aus Karfiol und Brokkoli handelt. Doch das stimmt nicht, denn er ist eine Variante des Karfiols. Die Ursprünge des Romanescos liegen in Italien in der Nähe von Rom, wo er vor rund 400 Jahren aus Karfiol gezüchtet wurde. Daher stammt die Bezeichnung Römischer Blumenkohl (Karfiol), die heute nicht mehr sehr gebräuchlich ist.
Im Gegensatz zum Karfiol, der einen eher schattigen Platz bevorzugt, benötigt der Romanesco einen Platz an der Sonne. Er faltet seine Blätter etwas auf, da erst durch die Einwirkung der Sonne Chlorophyll gebildet wird, welches ihm seine grüne Farbe verleiht.
Fraktale Struktur des Romanescos
Als Fraktale werden bestimmte natürliche oder künstliche Gebilde oder geometrische Muster bezeichnet, bei denen einzelne Teile dem Ganzen gleichen. Egal wie genau man hinsieht, ein bestimmtes Muster wiederholt sich bei jeder Vergrößerungsstufe immer weiter in sich selbst. Der Name „Fraktal“ stammt aus dem lateinischen „fractus“ für „gebrochen“, d.h. mit unzähligen Details übersät. Der Romanesco ist ein typisches Beispiel für eine fraktale Struktur, die in der Natur vorkommt: Seine Röschen und die Untereinheiten davon ähneln dem Gemüse in seiner Gesamtform.
Mutation bei der Blütenbildung und schnelles Wachstum sorgen für spiralförmigen Wuchs
Einem internationalen Forscherteam gelang es nun, das Geheimnis der speziellen Wuchsform des Romanescos zu lüften: Eine Störung des Gennetzwerkes zur Blütenbildung in Kombination mit schnellem Wachstum dürfte die Ursache für seine fraktalen Türmchen sein.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sowohl die Knospen des Romanescos – wie auch die des Karfiols – zwar zur Blütenbildung angelegt sind, dies aber nicht schaffen. Stattdessen entwickeln sie sich zu Stämmchen, die Anlagen für Blüten besitzen, welche dann aber ebenfalls erfolglos versuchen, diese zu bilden. Diese Abfolge startet dann wieder von neuem.
Der Unterschied zwischen Karfiol und Romanesco ist aber deren Wachstumsdynamik: Während beim Karfiol gleichmäßigem Tempo neue Knospen aus den Stämmchen entstehen, legt der Romanesco hier den Turbo ein. Seine Stämmchen produzieren immer schneller neue Knospen, wodurch dann die für ihn typische fraktale Struktur zustande kommt.
All diese Veränderungen haben den Romanesco sowohl optisch als auch geschmacklich zu dem gemacht, was er heute ist: Einem wahren Wunder der Natur.
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