Ist das Trinken von Kaffee ungesund?

Kaffee

Quelle: pixabay CC0

Die tägliche Tasse Kaffee, ob gleich morgens als Muntermacher oder im Kampf gegen das Nachmittagstief, ist für viele ein tägliches Ritual oder Genuss. Früher als Buhmann mit schlechtem Image verschrien, trudeln nun endlich mehr und mehr Entwarnungen zu unserem Lieblings-Heißgetränk ein. Um einen Überblick zu bekommen, haben sich die bESSERwisser informiert.

Kaffeekonsum

45% vom weltweit exportierten Kaffee werden nach Europa eingeführt. Europa hat die höchste Konsumrate pro Kopf. Die Spitze wird – nicht etwa vom Kaffeegenussland Italien – sondern von Ländern des hohen Nordens angeführt: Finnland, Schweden und die Niederlande haben über 1000 Tassen pro Person im Jahr zu verzeichnen. Laut einer Studie aus der DACH-Region von 2016 gaben 50% der Kaffeetrinker an, Kaffee zu konsumieren, weil er Energie verleiht. Für 36% aber bedeutet der Kaffee hingegen pure Entspannung. [1]

Inhaltsstoffe des Kaffees

Kaffee ist nicht nur braunes Wasser, sondern besteht aus essentiellen Nährstoffen wie Vitaminen, (z.B. Folsäure), Mineralstoffen (z.B. Kalium), Antioxidantien und dem stimulierenden Koffein. Antioxidantien verhindern oder verzögern zerstörerische Prozesse in unseren Zellen, da sie zum Schutz von freien Radikalen dienen. Bei mehreren Tassen am Tag addieren sich die Nährstoffe zu einer signifikanten Portion der Gesamt-Tageszufuhr. Tatsächlich nimmt der Durchschnittsbürger mehr Antioxidantien über Kaffee zu sich als über Obst und Gemüse. [2]

Kaffee-Besonderheiten

Für den Geschmack des Kaffes sind Säuren, Bitterstoffe und mehr als 800 natürliche Aromen verantwortlich. Das ideale Getränk, um die Konzentrationsspanne zu erhöhen, ist der Café Mocha. Der Kakao darin bietet nicht nur eine zusätzliche Aromakomponente, er hat auch eine beruhigende Wirkung und wirkt der vom Koffein erzeugten Unruhe entgegen. [3]

Bienen fliegen auf Koffein: Manche Pflanzen lagern das bittere Koffein in den Blättern ab, um für Pflanzenfresser ungenießbar zu erscheinen. Bienen bevorzugen Blütennektar mit Koffein und finden schneller wieder zu koffeinhaltigen Pflanzen zurück. [4]

Kopi Luwak ist eine Delikatesse in Indonesien und gilt als exklusiver Kaffee. Die Kaffeebohnen sind so besonders, weil sie zuerst den Darm von Schleichkatzen passieren müssen. Die Verdauungssäfte und Enzyme sorgen für eine gewisse Fermentierung der unverdaulichen Kaffeebohnen, wodurch ein höherer Gehalt an Apfel- und Zitronensäure entsteht, die zu dem exquisiten Aroma beitragen. Ein Kilogramm Kopi Luwak kostet rund 300 Euro.

Wirkung von Kaffee

Koffein überwindet die Blut-Hirn-Schranke und wirkt auf das zentrale Nervensystem. Der körpereigene Stoff Adenosin signalisiert dem Körper Müdigkeit, indem es die Ausschüttung von belebenden Stoffen wie Dopamin und Noradrenalin drosselt. Da Koffein eine ähnliche Struktur wie Adenosin aufweist, kann es deren Rezeptoren besetzen und damit das Müdigkeits-Signal unterbinden. Allerdings tritt bei Dauerkonsumenten irgendwann ein Gewöhnungseffekt ein, denn ihr Hirn bildet mehr Rezeptoren aus, so dass auch das Adenosin zum Zug kommen kann. Gelegentliche Kaffeekonsumenten bemerken daher die intensivste Wirkung. Warum dennoch auch regelmäßige Kaffeegenießer sich morgens nach ihrer Tasse wacher fühlen, hängt mit den Entzugserscheinungen zusammen, die sich nachts einstellen. Lässt die Wirkung des Koffeins nach, bildet sich verstärkt Adenosin. Dadurch fühlen Sie sich viel matter. Bei Dauerkonsumenten dient der Kaffee dann nur noch als Ausgleich und Symptombehandlung der Entzugserscheinungen.

Entgegen einer weitläufig verbreiteten Annahme regt Kaffee den Harndrang nicht an. Kurzfristig erhöht Koffein zwar die Filterfunktion der Nieren und damit die Urinmenge, doch spielt dies über den gesamten Tag hinweg, selbst bei starkem Kaffeekonsum, eine vernachlässigbare Rolle.

Gleichzeitig gilt Koffein als mildes Schmerzmittel und verengt lokal im Gehirn leicht die Gefäße, was Migräne oder Kopfschmerzen lindern kann. [5]

Kaffee und Gesundheit

Koffein stimuliert die Ausschüttung der Stresshormone Cortisol und Adrenalin, was das Herz schneller schlagen lässt. Die Blutgefäße erweitern sich, aber bedenklich ist dieser Effekt im gesunden Körper nicht. Kaffeebohnen enthalten Kahweol und Cafestol, die den Cholesterinspiegel im Blut erhöhen. Die Zubereitungsart bestimmt, wie viele Anteile der beiden Stoffe im fertigen Getränk landen: Im Papierfilter und in Kaffeepads bleiben diese hängen. Bei normalem Kaffeegenuss – darunter versteht man bis zu vier Tassen Kaffee pro Tag – stellt die Menge an Kahweol und Cafestol jedoch auch bei filterloser Zubereitung kein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. [7]
Die Leber scheint von den beiden Lipiden zu profitieren, sie wirken schützend auf unser zentrales Entgiftungsorgan und stehen in Verbindung mit einem reduziertem Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. [6] Die Mehrzahl der neueren Studien spricht sich gegen einen Zusammenhang zwischen Herzgefäßerkrankungen und Kaffeekonsum aus, ganz im Gegenteil, Kaffee soll im Zusammenhang mit einem längeren Leben stehen. [8]

Trotzdem dürfen die Nebenwirkungen von Kaffee nicht außer Acht gelassen werden: Vor allem gelegentliche Kaffeetrinker klagen über erhöhten Puls, Unruhe und Schlafstörungen. Generell sind die Effekte auf den Schlaf und die Verträglichkeit jedoch individuell sehr unterschiedlich, daher muss jeder für sich selbst herausfinden, wie viel Kaffee einem gut tut. Dabei ist es gut zu wissen: Je nach Zubereitungsart variiert der Koffeingehalt von Kaffee [9]. Das kann – abgesehen von geschmacklichen Vorlieben – empfindlichen Kaffeetrinkern auch bei der Wahl des für sie geeigneten Kaffees helfen.

„Coffee to go again“

Nicht nur wegen der gesundheitsfördernden Wirkung ist Kaffee wieder mehr in den Medien vertreten. Der „Coffee to go“-Boom erhitzt die Gemüter, die Wegwerf-Becher eine Menge Müll verursachen. Deshalb unterstützen viele bekannte Cafés die Initiative „Coffee to go again“ und füllen Heißgetränke in mitgebrachte Becher.

Fazit

Kaffee, schwarz und ohne weitere Zusätze (Zucker, Milch etc.), ist am besten verträglich und soll am gesündesten sein. Entkoffeinierter Kaffee hat ähnliche gesundheitsfördernde Wirkung, wenn auch abgeschwächt. Tatsächlich steht ein moderater und regelmäßiger Kaffeegenuss durchaus im Einklang mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Kaffee hat viele gesundheitsfördernde Wirkungen, was aber kein Grund ist, mit dem Kaffeetrinken anzufangen. Die tägliche Zufuhr sollte 400 mg, das entspricht etwa vier bis fünf Tassen, nicht überschreiten. Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, auch andere koffeinhaltige Lebensmittel zu beachten: Eine Dose Red Bull enthält 80 mg Koffein und eine 100-Gramm-Tafel Bitterschokolade rund 34 mg.

Quellen

[1] Kaffee in Zahlen No. 6 (2017) [Aufgerufen am 18.7.2017]

[2] Svilaas, A et al. (2004) Intakes of Antioxidants in Coffee, Wine, and Vegetables Are Correlated with Plasma Carotenoids in Humans. J. Nutr., 134: 562–567

[3] Boolani, A et al. (2017) Acute effects of brewed cocoa consumption on attention, motivation to perform cognitive work and feelings of anxiety, energy and fatigue: a randomized, placebo-controlled crossover experiment. BMC Nutrition.

[4] Couvillon, M J et al. (2015) Caffeinated Forage Tricks Honeybees into Increasing Foraging and Recruitment Behaviors. Current Biology,  Volume 25, Issue 21, 2815 – 2818

[5] Kaffee in Zahlen No. 4 (2015) [Aufgerufen am 18.7.2017]

[6] Kennedy O J, Roderick P, Buchanan R, et al. (2017) Coffee, including caffeinated and decaffeinated coffee, and the risk of hepatocellular carcinoma: a systematic review and dose–response meta-analysis. BMJ Open

[7] Coffee perfect [Aufgerufen am 24.4.2019]

[8] EurekAlert: Two large studies link higher coffee consumption to reduced risk for death (2017)

[9] Arne Preuß, Coffeeness: So viel Koffein ist wirklich in Deinem Kaffee! (2019)

 

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2 Gedanken zu “Ist das Trinken von Kaffee ungesund?
  1. Neeltje Forkenbrock

    Warum sollte es ein höheres Gesundheitsrisiko geben, wenn die Stoffe im Filterbeutel oder in den Pad hängenbleiben? Wäre dieses nicht eher gegeben, wenn sich sie Stoffe in dem fertigen Getränk finden lassen würden? Es wäre schön, wenn Sie mich hierzu aufklären könnten.

     
    Antworten
    1. bESSERwisser

      Vielen Dank für den Kommentar, Neeltje Forkenbrock! Damit haben Sie natürlich recht! Die Aussage im Artikel sollte eigentlich auch die sein, dass Kahweol und Cafestol im Filter hängen bleiben und Filterkaffee somit weniger davon enthält. Da diese Passage im Text anscheinend missverständlich formuliert war, haben wir das geändert. Liebe Grüße, die bESSERwisser

       

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