Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Nudelwasser zu salzen?

Nudeln kochen

Bild: Pixabay, CC0

Nudelwasser zu salzen ist wohl eine der gängigsten Praktiken in der Küche. Auch die Anleitungen auf Nudelpackungen empfehlen kochendes Salzwasser zur Zubereitung von Spaghetti & Co. Doch warum soll das Salz ins Wasser und wann? Gleich zu Beginn ins kalte Wasser? Oder erst, wenn das Wasser schon fast kocht? Der Zeitpunkt soll angeblich beeinflussen, wie schnell das Wasser siedet. Die bESSERwisser haben recherchiert.

Beeinflusst der Zeitpunkt des Salzens wirklich die Kochzeit des Nudelwassers?

Wir haben in einem kleinen Experiment ermittelt, wie lang gesalzenes Wasser braucht, bis es kocht. Dabei haben wir das Salz einmal vor dem Erhitzen und einmal erst kurz vor dem Sieden zugegeben. Bei unserer Messung unterschied sich die Dauer bis zum Sieden bei diesen beiden Varianten nur um einige Sekunden. Dieser Unterschied ist vernachlässigbar und kommt in unserem Versuch höchstwahrscheinlich durch Messungenauigkeit zustande.

Für die alltägliche Küchenpraxis ist also kein relevanter Unterschied festzustellen. Doch wie sieht es in der Theorie aus?  Ein genauer rechnerischer Vergleich zwischen früh und spät gesalzenem Wasser gestaltet sich schwierig. Zwar erhöht Salz tatsächlich den Siedepunkt von Wasser – Salzwasser muss also heißer werden, bevor es kocht – dabei ist allerdings der Zeitpunkt der Salzzugabe nicht von Bedeutung. Allerdings müsste eine Reihe an anderen Faktoren und Effekten in eine Berechnung einfließen: die spezifische Wärmekapazität von (Salz-)Wasser bei verschiedenen Temperaturen, die Änderung der Gesamtmasse und die Abkühlung des Wassers durch die Salzzugabe, die Energien beim Lösen des Salzes. Insgesamt handelt es sich aber um minimale Verschiebungen, die sich nicht merkbar niederschlagen.

Warum wird das Nudelwasser überhaupt gesalzen?

Das Salzen des Nudelwassers hat geschmackliche Gründe und beruht auf dem Phänomen der Osmose: Besteht zwischen zwei Lösungen ein Konzentrationsgefälle, so streben sie danach, dieses auszugleichen, indem Wasser von der Lösung mit niedrigerer Konzentration in die Lösung mit höherer Konzentration an gelösten Stoffen wandert. Zu den osmotisch wirksamen Substanzen zählt beispielsweise Salz.

Die meisten Nudeln enthalten zwar kein Salz, aber andere osmotisch wirksamen Substanzen – darunter fallen auch Aromen und Geschmacksstoffe. Durch das Salzen des Wassers wird der osmotische Unterschied vom Wasser und den Nudeln bereits im Vorhinein ausgeglichen. So fließen die in den Nudeln konzentrierten Aromen und Geschmacksstoffe nicht in das Kochwasser. Würde man die Nudeln in ungesalzenem Wasser kochen, würde während des Kochens ein osmotischer Ausgleich geschehen. Die Nudeln würden dann wässriger und weniger kräftig schmecken, denn der Geschmack ginge dann teilweise ins Wasser über.

Wenn Sie sich selbst vom geschmacklichen Unterschied überzeugen wollen, empfehlen wir die Verkostung von Nudeln, die teils mit  und teils ohne Salz im Kochwasser gegart wurden. Schmecken Sie einen Unterschied? Und bleibt dieser erhalten, wenn sie die salzfrei gekochten Nudeln nachsalzen?

Der Effekt der Osmose wird übrigens bei anderen Küchenprozessen auch in die andere Richtung genutzt. So wird für das Auskochen von Fleisch für eine Suppe Wasser ohne Salz verwendet. So nehmen die Zellen des Fleischstücks Wasser auf, bis sie platzen und ihre Inhaltsstoffe an die Suppe abgeben. Auch beim Pökeln bedient man sich der Osmose, um dem Pökelgut durch Salzbeigabe das Wasser zu entziehen und es dadurch haltbarer zu machen.

Praxistipp

Ein Grund für das späte Salzen des Nudelwassers lässt  sich aber doch finden. Es schont nämlich den Topf. Wird das kalte Wasser gesalzen, lösen sich die Salzkristalle schlechter auf und sinken ab. So können am Boden des Topfes Flecken durch die hohe Salzkonzentration entstehen. Im kochenden Wasser löst und verteilt sich das Salz dagegen schnell.

 

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8 Gedanken zu “Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Nudelwasser zu salzen?
  1. Angelika Müller-Lüdenscheid

    „In unserem Fall bedeutet das, dass bei ungesalzenem Nudelwasser Wasser in die Nudeln eindringen würde und diese verwässern und an Geschmack verlieren würden.“ Finde ich nicht einleuchtend, denn Nudeln/Reis nehmen beim Kochen an Gewicht zu, weil sie Wasser aufnehmen – egal, ob gesalzen oder nicht gesalzen. – Ohne Wasser in der Nudel kein Garen. Bleibt die Frage des Geschmacks, was bekanntlich als Frage des Geschmacks nicht beantwortet werden kann.

     
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  2. bESSERwisser

    Liebe Frau Müller-Lüdenscheid,

    das haben Sie sehr richtig erkannt. Diese Fomulierung ist irreführend. Wir haben die Stelle im Artikel umformuliert. Wir bedanken uns recht herzlich für den schlauen Kommentar.

    Herzlichst
    die bESSERwisser

     
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  3. Daniela Koch

    Osmose ist genau andersherum als erklärt.
    „Osmose. Besteht zwischen zwei Lösungen ein Konzentrationsgefälle, so streben sie danach, dieses auszugleichen [stimmt], indem Wasser von der Lösung mit höherer Konzentration in die Lösung mit niedrigerer Konzentration an gelösten Stoffen wandert.“
    Wenn das stimmen würde, würde ja die starke Konzentration noch stärker werden, weil das Wasser fehlt.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Liebe Daniela Koch, vielen Dank für den Hinweis! Das stimmt natürlich, da hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wir haben ihn mittlerweile ausgebessert. Liebe Grüße, die bESSERwisser

       
  4. Matthias Polsterer

    Ganz will mir das noch nicht einleuchten. Warum soll ein Salzaustausch stattfinden, wenn es in den Zutaten für Nudeln kein zugesetztes Salz gibt und der Salzgehalt von Hartweizengries vernachlässigbar klein (0,013%) ist.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Matthias Polsterer!
      Vielen Dank für die berechtigte Frage. Es stimmt, dass in den meisten Nudeln kein Salz enthalten ist. Osmose funktioniert aber auch mit anderen osmotisch wirksamen Substanzen, die von hoher Konzentration zu niedriger Konzentration fließen. Darunter fallen auch Aromen und Geschmacksstoffe, die durch das Salzen des Kochwassers in den Nudeln erhalten bleiben. Wir haben das jetzt auch so in unserem Blogbeitrag ergänzt, damit es klar ist.
      Liebe Grüße, die bESSERwisser

       
  5. H. Schulz

    So wirklich verstehe ich die Argumentation nicht und warum dieses Thema mit falschen Prämissen angeschnitten wird.

    Wird dem Kochwasser Salz hinzugesetzt, erhöht sich die Siedetemperatur auf 104°C.
    Das ist physikalisch nachweisbar.
    Höhere Gar-Temperaturen haben selbstverständlich einen Einfluss auf den Kochvorgang, wie auch beim Backen unterschiedliche Backtemperaturen ein unterschiedliches Geschmacksergebnis und eine andere Konsistenz ergeben.
    Bisher wird das nur experimentell ermittelt und in Rezepten festgehalten, ohne sich über die Gründe Gedanken zu machen.

     
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    1. Die bESSERwisser

      Lieber Herr Schulz!
      Beim Zusetzen von Salz zum Kochwasser erhöht sich dessen Siedetemperatur je nach zugesetzter Salzmenge. Bei der haushaltsüblichen Menge an Salz, die ins Kochwasser kommt, erhöht sich der Siedepunkt tatsächlich minimal. So etwa steigt nach Zugabe von 30 g Kochsalz die Siedetemperatur von Wasser auf 101,3°C, wobei 30g in etwa sechs gestrichenen Teelöffeln entspricht und das Nudelwasser üblicherweise deutlich weniger gesalzen wird. Das zugesetzte Salz wirkt sich somit nur geringfügig auf den Siedepunkt aus und hat keine spürbaren Auswirkungen auf die Kochzeit, und eine geringfügige Temperaturschwankung wirkt sich vermutlich auch auf das Geschmacksergebnis nicht merkbar aus.
      Wir hoffen, Ihren Kommentar somit ausreichend beantwortet zu haben. Beste Grüße von den bESSERwissern

       

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