Entzieht Kaffee dem Körper wirklich Wasser?

Kaffeetasse

Bild: Pixabay, CC0

Viele von uns sind wahrscheinlich mit der Warnung, dass Kaffee den Körper dehydrieren kann aufgewachsen. Doch entzieht uns das Getränk wirklich Wasser? Die bESSERwisser haben recherchiert, was die aktuelle wissenschaftliche Literatur zu diesem Mythos sagt.

Verstärkter Harndrang nach dem Kaffee

Lange Zeit unterstützte die Wissenschaft die These vom durch Kaffee hervorgerufenen Flüssigkeitsverlust. Neuere Studien zeichnen allerdings ein anderes Bild. Koffein kann zwar tatsächlich kurzfristig zu verstärktem Harndrang und gesteigerter Urinproduktion führen, diese Reaktion zeigen aber nur Menschen, die davor zumindest einige Tage lang kein Koffein zu sich genommen haben und tritt auch dann erst bei einer Koffeindosis von 300 mg auf, was 2-3 Tassen Kaffee auf einmal entspricht. Bei Personen, die regelmäßig Kaffee oder Tee trinken, stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein, so dass dieser diuretische Effekt verschwindet. Koffeindosen, wie sie normalerweise in einer Portion Kaffee zu finden sind, scheinen generell keinen Effekt zu haben [1, 2].

(Fast) kein Unterschied zu Wasser

Die Auswirkungen des Effekts scheinen auch verschwindend gering zu sein, da die kurzfristige Stimulation der Nieren schnell nachlässt und vom Körper ausgeglichen wird.  Der Berufsverband Deutscher Internisten schreibt von einer Ausscheidung von 84% der aufgenommenen Flüssigkeit innerhalb von 24 Stunden nach Kaffeekonsum gegenüber 81% bei Konsum von Wasser – ein minimaler Unterschied [3].

Auch bei Betrachtung eines längeren Zeitraums mit wiederholtem Kaffeegenuss scheint der Flüssigkeitshaushalt des Körpers nicht beeinträchtigt zu sein. Eine Studie an 50 männlichen Kaffeetrinkern beobachtete beispielsweise über drei Tage die Hydrierung bei Kaffee- und Wasserkonsum [4] . Bei einer Aufnahme von 4x 200 ml wurden auch hier keine signifikanten Unterschiede zum Wassertrinken gefunden. Kaffee scheint zur Hydrierung des Körpers also genauso geeignet zu sein wie Wasser.

Kaffee und Sport

Bei körperlicher Anstrengung, wie beim Sport, bei schweren Arbeiten oder beim Militär sind die aufputschenden und ausdauersteigernden Eigenschaften von Kaffee natürlich sehr gefragt. Allerdings ist gerade dort ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt wichtig, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Ein möglicher dehydrierender Effekt von Kaffee in Kombination mit körperlicher Anstrengung ist daher ein relevantes Thema. Nach derzeitigem Wissen kann allerdings auch hier Entwarnung gegeben werden. Es konnte sogar gezeigt werden, dass ein minimaler diuretischer Effekt von Koffein, wie er bei ruhenden Personen auftreten kann, durch Sport aufgehoben wird [5].

Fazit

Das Glas Wasser, das häufig zum Kaffee serviert wird, brauchen Sie zur Aufbesserung der Flüssigkeitsbilanz nicht zu trinken. Verwenden Sie es lieber zur Geschmacksneutralisierung und genießen Sie danach das Aroma Ihres Kaffees in vollen Zügen.

Zum Durstlöschen eignet sich Kaffee aber natürlich trotzdem nicht. Über 5 Tassen pro Tag können sich – vom Flüssigkeitshaushalt abgesehen – andere unerwünschte Wirkungen (Blutdruckerhöhung, Schlafstörungen…) einstellen.

 

Referenzen

[1] Maughan RJ1, Griffin J. Caffeine ingestion and fluid balance: a review. J Hum Nutr Diet. 2003 Dec;16(6):411-20.

[2] Maughan RJ, Watson P, Cordery PA, Walsh NP, Oliver SJ, Dolci A, Rodriguez-Sanchez N, Galloway SD. A randomized trial to assess the potential of different beverages to affect hydration status: development of a beverage hydration index. Am J Clin Nutr. 2016 Mar;103(3):717-23. doi: 10.3945/ajcn.115.114769.

[3] Meldung der „Internisten im Netz“ vom 29.9.2008, herausgegeben vom Berufsverband Deutscher Internisten e. V.

[4] Killer SC, Blannin AK, Jeukendrup AE. No evidence of dehydration with moderate daily coffee intake: a counterbalanced cross-over study in a free-living population. PLoS One. 2014 Jan 9;9(1):e84154. doi: 10.1371/journal.pone.0084154

[5] Zhang Y, Coca A, Casa DJ, Antonio J, Green JM, Bishop PA. Caffeine and diuresis during rest and exercise: A meta-analysis. J Sci Med Sport. 2015 Sep;18(5):569-74. doi: 10.1016/j.jsams.2014.07.017

 

(9.988 Mal angesehen, davon 76 Mal heute)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


CAPTCHA-Bild
Bild neu laden