22.08.2017
Micro Greens – Foodtrend am Fenstersims
Als Micro Greens werden Kressepflanzen, Kräuter, Blüten oder oft auch Sprösslinge bezeichnet. Es handelt sich dabei um gekeimte Samen, deren unterschiedliche Aromen durch klassische Züchtung herbeigeführt werden. Sie werden von Betrieben angepflanzt und vor allem an die Gastronomie verkauft. Nebenbei sind sie auch winzige Vitaminbomben. Die bESSERwisser haben sich zu diesem neuen Gemüsetrend schlau gemacht.
Kleines Grün, große Vielfalt
Fast alles, was man als Gemüse kennt, kann als Micro Green angebaut werden. Richtig bekannt geworden sind Micro Greens in Europa durch das holländische Start-Up Koppert Cress, das mittlerweile unzählige Sorten von Kresse züchtet: Dazu zählen Geschmacksrichtungen wie etwa Basilikum-, Chilli-, oder Brokkoli-Kresse sowie exotischere Varianten wie Honig-, Anis- oder Szechuan-Kresse. Diese landen als Topping auf sommerlichen Salaten oder feinen Fisch-und Fleischgerichten in der Top-Gastronomie. Negativ-Schlagzeilen machten zunächst die gigantischen Gewächshäuser der Firma, die nun, ausgestattet mit Energie sparenden Lichtquellen wie LED, als umweltfreundliche Vorzeigemodelle punkten.
Der Vorteil der Micro Greens ist klar: einfache Züchtung durch kurze Wachstumszeiten, rascher Anbau des anspruchslosen Kressegemüses und leichte Anwendung sowohl für die Käufer der Samen als auch der fertigen Kressestöcke. [1], [2], [3]
Micro Greens sind einfach anzubauen
Um selbst die Micro Greens in den Salat mischen zu können, braucht man nicht unbedingt auf solche Anbieter zurückzugreifen. Mit einfachen regionalen Biosamen, auch angebrochenen Samenpäckchen von Erbsen oder Karotten vom Vorjahr, kann man früh im Jahr am Fenstersims selbst seine Mikropflänzchen ziehen. Wie man dies von der Kresse her kennt, sind die Samen sehr anspruchslos und einfach in herkömmlicher Aussaaterde zu ziehen. Innerhalb weniger Wochen hat man feine Blättchen und mit etwas Glück kann mehrfach geerntet werden. Spätestens nach sechs bis sieben Wochen muss aber abgeerntet werden. [3]
Micro Green oder Sprosse?
Micro Greens werden gerne mit Sprossen gleichgesetzt. Selbst in der einschlägigen Literatur wird nicht immer ganz klar abgegrenzt. Jedoch unterscheiden sie sich eindeutig in der Aufzucht und auch bei der Ernte. Während Micro Greens in Erde und an hellen luftigen Standorten angepflanzt werden, können Sprossen als Keimlinge auch ohne Erde, beispielweise feucht auf Watte, gezogen werden. Sie sind auch nicht vom Tageslicht abhängig. Darüber hinaus sollte man bei Micro Greens nur Stiel und Blatt essen, während Sprossen komplett geerntet und gegessen werden können. Daher eignen sich Micro Greens als überirdisches Gemüse wegen der besseren Verdaubarkeit (weniger langkettige Kohlenhydrate) auch für Grüne Smoothies. [4]
Vitaminbombe und Hingucker
Micro Greens sehen nicht nur hübsch aus und haben landläufig fast überall in der Haute-Cousine die Deko-Petersilie ersetzt, sie sind auch echte Vitaminbomben. Durch die Aufzuchtsbedingungen mit viel Licht und ihrer Mehrblättrigkeit ist der Chlorophyll-Gehalt, aber auch der Vitamin-C-Gehalt bei Micro Greens sehr hoch [5]. Generell haben Micro Greens einen etwa fünfmal so hohen Gehalt an Vitaminen und Carotinoiden als die entsprechende erwachsene Pflanze [6].
Fazit
Auch wenn neue Pflanzen- und Gemüsezüchtungen immer wieder die Frage aufwerfen, ob wir diese wirklich benötigen, haben Micro Greens auch im Sinne des nachhaltigen Konsums einiges zu bieten: sie schonen durch ihre einfache Aufzucht Ressourcen und können bis zu einem gewissen Grad aufwändiger anzubauende Gemüsesorten geschmacklich ersetzen. Gerade in der Stadt oder für Menschen die keinen Garten besitzen, bieten die kleinen Vitaminbomben am Fenstersims eine gute Nährstoffquelle.
Quellen
[1] Koppert Cress, Sortiment , Zugriff 22.08.17
[2] Frankfurter Allgemeine Zeitung, Monster-Gewächshaus mit Mikrogemüse , Zugriff 22.08.17
[3] Tagesanzeiger, Junges Grün für Ungeduldige, Zugriff 22.08.17
[4] Grüne Smoothies. de, Blog, Zugriff 22.08.17
[5] Fürstler Angelika, Sprossen & Mikrogrün – Die ultimativen Superfoods aus dem eigenen Küchengarten, Mit 40 kreativen Rezepten für Vitalität und Wohlbefinden, Nietsch Verlag, Januar 2016