In den vergangenen Jahrzehnten schrumpften die Zahlen von immer mehr Vogelarten. Eine Studie, an der auchösterreichische Forscher:innen mitwirkten,beobachtete die Vogelpopulationen in Europa über einen Zeitraum vonmehreren Jahrzehnten. Im Fachmagazin „PNAS“ wurden nun genaue Zahlen und mögliche Gründe für den Rückgang veröffentlicht.
Ein Team Rund um Vincent Devictor (Universität Montpellier – Frankreich) inklusive der österreichischen Forschern Benjamin Seaman und Norbert Teufelbauer von BirdLife Austria beobachteten die 170 häufigsten Vogelarten in 28 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 37 Jahren hinweg. Im Beobachtungszeitraum von 1980 bis 2016 gingen die allgemeinen Vogelbestände um ein Viertel (25%) zurück, wobei manche Arten stärker betroffen waren als andere. So schrumpften die im Wald lebenden Vogelpopulationen seit dem Jahr 1980 um 17%, wohingegen von den Acker- und Weidelandvögel heute sogar nur mehr die Hälfte am Himmel unterwegs ist.
Die immer intensivere Landwirtschaft, insbesondere der Einsatz von Düngermitteln und Pestiziden, schadet vor allem den Acker- und Weidelandvögel. Aber auch andere Vogelarten, deren Nahrung auf Insekten und Würmern basiert, leiden darunter. Die zunehmende Urbanisierung in ganz Europa wirkt sich ebenfalls negativ auf die meisten Vogelpopulationen aus.
Obwohl eine Zunahme der Waldflächen allgemein einen positiven Einfluss auf Vogelpopulationen hat, sinken die Zahlen an Waldvögel trotz steigender Waldabdeckung. Die Forscher:innen der Studie machen hierfür den Rückgang der „alten“ Mischwälder sowie die Zunahme an bewirtschafteten Waldstücken verantwortlich.
Die Auswirkungen der Temperaturänderung sind stark von der Vogelart abhängig. Auf Hitze bevorzugende Arten hat der Klimawandel einen leicht positiven Einfluss, auf Kälte gewohnte Vögel einen negativen. Weiters sind Zugvögel, die weite Strecken zurücklegen, stärker betroffen als Kurzstrecken-Zugvögel.
Österreich folgt beim Rückgang der Vögel leider dem europäischen Trend. "Den Feld- und Wiesenvögeln geht es hierzulande besonders schlecht, und das deckt sich mit den Ergebnissen, die europaweit in dieser Studie rauskamen", so Benjamin Seaman von BirdLife Austria. Dieser gemeinnützige Verein setzt sich seit 1953 für wissenschaftlich fundierten Natur- und Vogelschutz ein und ist Partner der weltweitwirkenden Organisation BirdLife International. Auch der nicht an der Studie beteiligte Forscher Jan Christina Habel von der Arbeitsgruppe Zoologische Evolutionsbiologie der Universität Salzburg bestätigte, dass es sich „um eine sehr aussagekräftige Studie“ handelt und "dass die Intensivierung der Landwirtschaft mit Pestizideinsatz und Stickstoffeinträgen die Lebensraumqualität reduziert, was sich direkt sowie indirekt […] auf die Vogelvielfalt auswirkt".
Die Studie schließt mit dem Appel, die negativen Auswirkungen von Temperatur, Landnutzung und besonders Landwirtschaft ernst zu nehmen. Entsprechende Reformationen sollen das Schicksal der europäischen Vogelarten verbessern.