Fortschritte in der Medizin und den Lebenswissenschaften führen zu neuen Möglichkeiten, Leben zu gestalten und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Aber Gentechnik, Fortpflanzungsmedizin oder Arzneimittelentwicklung sind nie nur als einseitig positiv zu bewerten. Deshalb hat sich parallel dazu im Bereich der angewandten Ethik die Bioethik entwickelt. Sie befasst sich mit den Auswirkungen neuer medizinischer und biotechnologischer Entwicklungen auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft. Die Ethik, oder Moralphilosophie, als philosophische Teildisziplin befasst sich grundsätzlich mit den geltenden Moralvorstellungen (Werte, Normen) einer Gesellschaft und versucht allgemeingültige Bewertungskriterien zu definieren. Werte bezeichnen das was als wichtig und wünschenswert erachtet wird und Normen geben vor, was einzelne zur Realisierung dieser Werte tun sollen.
Der aus dem angloamerikanischen stammende Begriff Bioethik umfasst im deutschsprachigen Raum nicht nur die ethische Reflexion der Biowissenschaften und Medizin sondern jeglichen menschlichen Umgang mit (belebter) Natur. Hier stellen sich Fragen ob und inwieweit der Mensch in die Natur und seine eigene Beschaffenheit eingreifen sollte. Im Zentrum steht dabei oftmals die Frage, ob alles machbare auch ethisch vertretbar ist, ob es nicht auch ethische Grenzen des Einsatzes technischer Möglichkeiten geben sollte. Die Begriffe "Leben", "Person" und "Würde" werden dabei ein immer wieder neu aufgearbeitet und reflektiert. Bioethik beschäftigt sich insbesondere mit allem was den Lebensanfang und das Lebensende betrifft, aber auch mit Aspekten wie Datenschutz oder Patientenautonomie. Ein zentrales Ziel bioethischer Reflexion ist es im Rahmen von Kommissionen und anderen institutionellen Kontexten moralische Normen, Grenzziehungen und Handlungsempfehlungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Forschung an Lebewesen zu erarbeiten, etwa durch Gesetze oder andere Entscheidungs- und Verhaltensgrundlagen wie etwa Ethikcodes.